News: Wald und Wild in Wenden
Vor vollem Haus (über 100 Besucher, darunter erfreulich viele (etwa die Hälfte) Waldbesitzer, Förster und Kommunalpolitiker) informierte Prof. Dr. Dr. Sven Herzog am 24. Februar im Hegering Wenden, Kreisjägerschaft Kurköln Olpe über den aktuellen Wissensstand zum Thema “Wald und Wild unter den Bedingungen des Waldumbaus”.
Moderiert wurde die Veranstaltung von Dr. Michael Petrak. Beide Wissenschaftler waren sich in ihren Kernaussagen einig und warben gemeinsam für den Nordrhein-Westfälischen Weg.
Für die jagdliche und forstliche Revierpraxis wichtige Aussagen waren:
- 5 bis 10 % der Revierfläche als Wildruhezonen einplanen!
- Reduktionsabschüsse sind keine Daueraufgabe, sondern Projekte, die in etwa drei Jahren abgeschlossen sein müssen.
- Es muss dort gejagt werden, wo die Schäden entstehen!
- Verbissprozente sind nicht unbedingt aussagekräftig. Entscheidend ist die Erreichung der waldbaulichen Ziele.
- Lösungswege sollten einfach und klar sein. Die Zielerreichung erfordert von allen Beteiligten eine positive Grundeinstellung und einen deutlichen Fokus.
- Für ALLE Beteiligten ist Lernbereitschaft eine wichtige Grundvoraussetzung.
Forstliche Hausaufgaben:
- Die waldbaulichen Ziele müssen klar definiert sein.
- Waldbauliches Hauptziel sind stabile Wälder der Zukunft, nicht möglichst viele tote Tiere!
- Neuanpflanzungen müssen auch betriebswirtschaftlich tragbar sein. Neuanpflanzung um jeden Preis sind kritisch zu hinterfragen.
- Sind ggf. 5 Prozent Wildnis nicht auch betriebswirtschaftlich tragbar, wenn eine Wiederaufforstung zu kostenintensiv wird?
- 5 Prozent Wiesenanteile in Waldgebieten können hilfreich sein, den Verbissdruck deutlich zu reduzieren.
- Die Kosten der Jagd müssen richtig in Wert gesetzt werden. Eine Drückjagd kostet bei Berücksichtigung aller Kosten schnell um die 30 000 Euro.
- Der Klimawandel schafft neue Probleme und Herausforderungen. So verlängert sich die Vegetationsperiode deutlich, die Spätfrostgefahr bleibt aber unverändert bestehen.
Jagdlichen Hausaufgaben:
- Steter Wissenserwerb ist auch bei der Jägerschaft (wie auch im Forst) unabdingbar!
- Die Auswahl guter Literatur zu Reviergestaltung und Wildtiermanagement ist umfangreich und sollte intensiv genutzt werden!
- Jagd muss sich an ethischen Grundätzen ausrichten!
- Die jagdliche Leittierart muss festgelegt sein.
- Flächige Reduktion soll dort wo nötig (Kulturflächen) und zeitlich befristet stattfinden. (Reduktion ist keine Lebensaufgabe!)
- Fokussiertes Jagen an den Verjüngungsflächen, Ruhe in der Fläche!
- Bejagung an Wiesen und Wildäsungsflächen ist kontraproduktiv, da dadurch das Wild auf die Verjüngungsflächen gedrückt wird.
- Biologisch sinnvoll sind kurze Jagdzeiten, in denen dann aber auch Strecke gemacht werden muss!
Aufgaben für die Gesellschaft:
- Wiederbewaldung ist keineswegs nur Aufgabe von Waldbesitzern, Förstern und Jägern. Ebenso wichtig ist eine kluge Besucherlenkung in den betroffenen Gebieten.
- In der abschließenden Diskussion waren auch die Vertreter der Kommunalpolitik gefordert, denn Tourismus ist im Olper Raum ein wichtiger Wirtschaftsfaktor. Beide Wildbiologen forderten einhellig, die Belange von Forst und Jagd auch in die touristischen Erschließungskonzepte aufzunehmen und hinreichend Rückzugsräume für das Wild zu schaffen.
Bei all diesen Aufgaben sind Kommunikation, Kooperation und Empathie wesentliche Voraussetzungen für das Gelingen.
Die Veranstaltung in Wenden war in diesem Sinne beispielhaft und ein weiterer Meilenstein auf dem Nordrhein-Westfälischen Weg. Gratulation den Macher!