3. November 2024, Dortmund. Am heutigen Hubertustag hat das NRW-Landwirtschaftsministerium die Jagdstrecke für das Jagdjahr 2023/2024 bekanntgegeben. Zugleich bedankte sich Landwirtschaftsministerin Silke Gorißen bei der nordrhein-westfälischen Jägerschaft für deren großes Engagement.
Nicole Heitzig, Präsidentin des Landesjagdverbandes NRW, gibt das Lob gerne an die 65 000 Mitglieder ihres Verbandes weiter: „Wir stehen aktuell vor großen Herausforderungen im ländlichen Raum. Der drohende Ausbruch der Afrikanischen Schweinepest ist eine davon. Die Wiederaufforstung NRWs mit klimastabilen Wäldern und die Rettung unserer Artenvielfalt sind weitere wichtige Aufgaben. In all diesen Fällen können Jäger helfen und offensichtlich tun sie das auch in großem Umfang. Das belegen die vorgelegten Zahlen des Ministeriums.“
Zugleich betonte Heitzig, dass mit den Streckenergebnissen auch Erfolge aus der aktuellen Arbeit des Landesjagdverbandes und dessen Partnerverbänden im ländlichen Raum eingefahren werden.
So seien die erkennbar positiven Ergebnisse bei der Niederwildhege und im Artenschutz nur durch die vielen Kooperationen mit der Landwirtschaft in ganz NRW möglich geworden. Der Feldhase sei eine Leittierart. Wo er beste Lebensbedingungen vorfinde, fühlen sich auch andere Tier- und Pflanzenarten wieder wohl. Und wo er zahlreich vorkomme, könne er auch mit bestem Gewissen erlegt und als leckerer Hasenbraten genossen werden.So lagen die Streckenzahlen beim Feldhasen mit insgesamt 72 737 erneut über jenen des Vorjahres. “Dieser positive Trend wird sich leider im aktuellen Jagdjahr 2024/25 nicht fortsetzen, denn unter den Feldhasen grassiert seit Herbst 2024 das Myxomatose-Virus,” erläutert Heitzig ihre aktuellen Sorgen. “Unsere Revierinhaber reagieren schon darauf und sagen in den betroffenen Gebieten ihre Jagden ab. Das ist aber ein eigenes Thema.”
Die Wiederaufforstung Nordrhein-Westfalens begleitet die Jägerschaft durch intensive Jagd auf Reh-, Rot-, Sika-, Dam- und Muffelwild. Auch für diese Wildarten konnten hohe, stellenweise auch Rekordstrecken (Rehwild 132 196 [+6 931 zum Vorjahr]; Rotwild 7 219 [+181], Sikawild 2 268 [+372]; Damwild, 5 674 [+213]; Muffelwild 1 677 [+150]) vermeldet werden. Der Landesjagdverband und seine Partnerverbände im ländlichen Raum werben intensiv für die Schwerpunktbejagung an den forstlichen Kalamitätsflächen. Dazu wurde beispielsweise ein Symposium abgehalten und eine Jagdvermittlungsbörse eingerichtet. Zudem wurde eigens für Fragen zu Wald und Wild ein Ombudsmann berufen. “Unser Konzept, der “Nordrhein-Westfälische Weg”, führt augenscheinlich zum Ziel”, so Heitzig.
Die Wildschweinstrecke konnte im Vergleich zum Vorjahr um 11 620 Tiere auf 41 611 erhöht werden. Dieser Erfolg ist im Kampf gegen die drohende Afrikanische Schweinepest (ASP) von sehr großer Bedeutung. Zwar wird die Seuche ganz überwiegend durch den Menschen selbst über große Strecken verschleppt, beispielsweise durch achtlos weggeworfene Fleischwaren. Ein ausgedünnter Wildschweinbestand ist aber für die Tierseuchenprävention enorm wichtig, damit im Falle eines Ausbruchs die Infektionskette möglichst schnell wieder abreißt.
Deutliche Streckensteigerungen konnten erneut auch bei den drei in NRW jagdbaren Gänsearten, Grau- (13 938 [+88]), Kanada- (8 863 [+164]) und Nilgans (15 419 [+1526])) verzeichnet werden. Ein Zeichen, dass diese Arten in NRW gute Lebensbedingungen vorfinden und zum Schutz der Landwirtschaft auch einer entsprechenden Bejagung bedürfen.
Rekordergebnisse auch beim Waschbären (rund 30 000 [+5 441]). Der Waschbär, wie auch andere Beutegreifer wie Fuchs (51 062 [+2 241]), Marderhund (212 [+70]), Steinmarder (9 816 [+1 025]) u.a.), muss gerade im Offenland unserer Bördelandschaften und Tiefebenen zum Schutz des Niederwildes und seltener geschützter Wiesenbrüter intensiv bejagt werden. Der Waschbär steht als invasive Art auch auf EU-Ebene auf der Liste der unerwünschten Arten, die intensiv gejagt werden sollen.
Der Anstieg der Nutria-Strecke auf 38 537 [+8 134] ist ein wichtiger Beitrag zur Erhaltung der biologischen Vielfalt im Rahmen des Managements von invasiven Arten und trägt zudem zum Schutz der Deiche bei. Nutrias untergraben mit ihren Bauten Dämme und sind so eine ernsthafte Gefahr für den Hochwasserschutz.
Nicole Heitzig: “Die Jahresjagdstrecke 2023/24 passt hervorragend zum heutigen Hubertustag. Die Hubertuslegende lehrt uns den Respekt vor dem Tier als Mitgeschöpf. Die Hegeverpflichtung gebietet die Pflege von gesunden und artenreichen Wildbeständen und deren Lebensräumen. Ferner soll die Hege aber auch derart erfolgen, dass eine ordnungsgemäße Land-, Forst- und Fischereiwirtschaft möglichst nicht beeinträchtigt wird. All das unter einen Hut zu bekommen, ist schon eine Kunst für sich. Die nordrhein-westfälischen Jägerinnen und Jägern haben das im letzten Jagdjahr hervorragend gemeistert. Zum Hubertustag grüße ich sie alle mit einem kräftigen Waidmannsheil!”